Das Schützenwesen in Bad Meinberg in früherer Zeit
Eine Aufzeichnung des Ehrenvorsitzenden Erich Schlingmann –
Das Wiederaufleben der alten Schützentradition in Bad Meinberg im Sommer 1952 war zwar ein Neubeginn, nicht aber der Anfang des Schützenwesens in der früheren Gemeinde Bad Meinberg. Das örtliche Schützenwesen hat eine viel längere Geschichte und ist – wenn auch mit Unterbrechungen – bis ins 17. Jahrhundert nachzuweisen.
Aus den Horner Amtsbelegen der Jahre 1671 / 72 ergibt sich, daß die Meinberger Schützen vom Amtmann in Horn beauftragt wurden, einen säumigen Steuerschuldner festzunehmen und dem Amtmann auszuliefern, was dann auch am 18. Dezember 1671 geschah. Dafür hatten sich “etliche Schützen” ein Bier verdient. Die Rechnung dafür lautete über 9 Groschen, die damals dem Tagelohn eines Handwerksmeisters entsprachen.
Eine weitere Notiz besagt, daß die Schützen in Meinberg im 30-jährigen Krieg ( 1618 – 1648 ) eine Bürgerwehr bildeten und Polizeidienste verrichteten.
In späteren Zeiten schlossen sich die Schützen nur zu den Schützenfesten zusammen, die in Abständen von mehreren Jahren gefeiert wurden. So ist überliefert, daß um 1880 ein Schützenfest stattfand, bei dem der Landwirt Henekamp der Schützenkönig war.
Genauere Unterlagen sind vorhanden über die Feste in den Jahren 1886 und 1903. Diese Feste fanden stets in den Wintermonaten statt, weil dann auch die Wanderarbeiter ( Ziegler ) daheim waren und dabei sein konnten. Eingeladen hatte “Das Comité”. Daraus schließt, daß es keinen Verein und somit keinen Vorstand gab. Lediglich aus dem Wunsch heraus, gelegentlich ein Schützenfest zu feiern, hatte sich ein Comité ( = Ausschuß ) gebildet, das die Festlichkeit organisierte.
Eröffnet wurden früher die Feste mit einem Fackelzug am Vorabend. Auch gab es schon das morgendliche Wecken durch die Spielleute. Antreteplatz war der Brunnenplatz im Kurpark. Das störte niemanden, denn Kurgäste waren im Winter nicht anwesend.
Wo aber der “Schießplatz” gelegen war, ist nicht erkennbar.
Die Schützen gliederten sich in zwei Abteilungen, in alte ( verheiratete ) und junge ( unverheiratete ) Schützen. Beide Abteilungen schossen jeweils für sich einen König aus. 1886 waren Johann Witte und Herr Stegemann jun. die Könige.
Im Jahre 1903 hatte sich bereits ein “Schützenvorstand” gebildet, obwohl noch kein Verein gegründet war. Erst am 1. März 1904 wurde der “Bad Meinberger Schützenverein” gegründet und am 5. Mai 1904 in das beim Fürstlichen Amtsgericht Horn geführte Vereinsregister eingetragen, womit die Rechtsfähigkeit erlangt wurde. Das Beschlußbuch des Vereins ist über viele Jahre hinweg “gerettet” worden und wurde vom Schützenoberst Hugo Mönch der heutigen Schützengesellschaft übergeben. Als Vorstandsmitglieder des damaligen Vereins sind vermerkt:
- Schmiedemeister August Böke, Vorsitzender
- Malermeister Wilhelm Kesting, Schriftführer und
- Ziegelmeister Friedrich Mönch, Kassenführer.
- Aufnahme in den Verein konnte jede “ehrenwerte und über siebzehn Jahre alte Person” finden. Es wurde ein Eintrittsgeld von fünfzig Pfennig und ein Jahresbeitrag von einer Mark erhoben.Im Februar 1906 wurde auf “Fricken Gartenplatz” ( das ist das Grundstück, auf dem heute das Hotel Parkblick steht ) ein Schützenfest gefeiert, bei dem Wilhelm Kesting König und Frau Marie Sturhann Königin waren. Das Fest hatte einen finanziellen Verlust eingebracht und dieser wurde durch die Aufnahme eines Darlehns zu 4 % Zinsen abgedeckt.
Das nächste und letzte Schützenfest vor dem ersten Weltkrieg fand 1910 statt, bei dem August Büxe König und Fräulein Martha Stegemann Königin waren. Auch dieses sehr gelungene Fest schloß mit einem Verlust ab, der aber durch ein entsprechendes Barvermögen abgedeckt werden konnte.
Im März 1912 zählte der Verein nur noch 38 Mitglieder und der Kassenbestand betrug gerade 10,73 Mark. Einer damals vom Schützenvorstand geplanten Veranstaltung wurde vom Verwaltungsamt die Genehmigung versagt, “weil das Interesse am Verein nicht mehr groß ist.”
Schließlich gab es zu damaliger Zeit im Ort weitere Vereine: einen Kriegerverein, den Männer-Gesangverein “Eintracht” und den Turnverein Bad Meinberg von 1907.Diese Tatsachen führten dann dazu, daaa sich der Schützenverein von 1904 stillschweigend auflöste.
Erwähnenswert bleibt noch, daß im März 1914 ein Kinder-Schützenfest stattgefunden hat, das von dem Schmiedemeister August Böke ( er war zeitweise Vorsitzender des Schützenvereins von 1904 ) organisiert wurde. Die kleinen Schützen und Schützinnen, versehen mit “Säbel und Gewehr”, traten in “Lesemanns Scheune” ( ehemalige Scheune hinter dem heutigen Hotel Lindenhof ) zum Königsschießen an und feierten anschließend fröhlich auf “Böken Deele”. So berichtete es die Lippische Landes-Zeitung. Heinrich Bögeholz war der Kinder-Schüzenkönig und Mariechen Stegemann seine Königin. Eine Fotoaufnahme aus dem Nachlaß Henekamp – Wahle zeigt die große Kinderschar inmitten des Kurparks.
Erst lange Zeit nach dem ersten Weltkrieg fanden sich Meinberger Bürger wieder zusammen, um den Schießsport wieder aufzunehmen. Sie organisierten im Sommer 1927 ein großes Schützenfest und nochmals ein weiteres im Jahre 1935.
Diese Feste fanden jeweils im Sommer statt und wurden auf dem alten Sportplatz, jetzt Parkplatz an der Brunnenstraße / Hamelner Straße, abgehalten. 1927 wurde eine neue Fahne angeschafft und im Rahmen des abendlichen Zapfenstreichs geweiht.
Oberst und Vorsitzender war damals Heinrich Mönnich. Der König und die Thronherren trugen als Kopfbedeckung einen Zylinder, die Schützen eine weiße Mütze. Und es gab auch eine kleine Sondereinheit in Uniformen des “Lippischen Schützen”. Schützenkönig war Erich Lohmeyer, seine Königin Frau Emmy Frede.
Über das Schützenfest 1935 ist zu berichten, daß die jungen und alten Schützen getrennt an zwei Wochenenden um die Königswürde schossen.”Der beste Schütze wird König, ohne Rücksicht auf das Alter, und erhält vom Verein 200 Mark mit der Bedingung, das Geld in den Zelten auszugeben” – so das Sitzungsprotokoll. Die Schützen trugen als “Uniform” zu einem dunklen Anzug blaue Mützen mit einem grün-weißen Band. Als König aller Schützen wurde Dr. Ernst Schäfermeier und Frau Lina König, verehelichte Lohmann, als Königin gefeiert. Zum Hofstaat gehörten Wilhelm und Hildegard Rebbe und Heinrich Bögeholz und Emmy Schäfermeier.
Das Schützenfest 1935 war bei einem ausgeglichenen Etat eine großartige Veranstaltung, doch danach kam durch die herrschenden politischen Verhältnisse das örtliche Schützenwesen vorerst zum Erliegen.
Der zweite Weltkrieg und die schweren Nachkriegsjahre bürdeten der Bevölkerung große Sorgen und Nöte auf, die es nicht erlaubten, vorerst zu alten Traditionen zurückzukehren. Erst nach vielen Jahren fanden einige Bad Meinberger Bürger bei einem Zusammensein im ehemaligen “Rose-Keller” den Mut, wieder zu einem Schützenfest aufzurufen.
Der vom 1. Vorsitzenden Karl Fischer verfaßte Aufruf hatte einen großartigen Erfolg und schon in wenigen Wochen wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß das erste Nachkriegs-Schützenfest in der Zeit vom 15. – 17. August 1952 auf “Storks-Hof” gefeiert werden konnte (dort steht heute auf der Brunnenstraße das Haus Schwanensee). Der erste Schützenkönig seit der Neugründung wurde August Sprenger und zur Königin wählte er Grete Oberkönig. Das Fest fand damals großen Anklang in der Bevölkerung und bei den Kurgästen. Es gab Veranlassung im Sinne alter Schützentradition fortzufahren. Seitdem werden in Abständen von jeweils zwei Jahren Schützenfeste gefeiert.
Zu den Aufgaben und Zielen der Schützen gehören neben Traditions- und Brauchtumspflege die Förderung der Geselligkeit und die Ausübung des Schießsports in dem in den Jahren 1991 und 1992 fertiggestellten neuen Schützenhaus mit Schießsportanlage hinter dem Hotel ” Meinberger Schweiz “.
Seit 1969 gibt es eine Jugendabteilung und zum Schützenfest 1975 hat sich eine Damengruppe
gebildet und seit diesem Zeitpunkt sind auch die Damen aktiv in der Gesellschaft vertreten.
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte steigerten sich die Mitgliederzahlen im Jahre 1983 bis hin zu 731, davon 79 Jungschützen. Seit einigen Jahren ist die Mitgliederzahl konstant und im Januar 2013 konnten die Kompanien folgende Mitgliederzahlen aufweisen:
- 1. Kompanie 77 Mitglieder
- 2. Kompanie 219 Mitglieder
- 3. Kompanie 211 Mitglieder
- Schützenjugend 21 Mitglieder
somit insgesamt 528 Mitglieder
Über das weitere Vereinsgeschehen in den Jahren 1952 bis 2002 finden Sie Berichte bei den drei Schützenkompanien, dem Ehrenzug und der Jungschützen-Abteilung.
Die Neugrundung unser Gesellschaft
am 09. Juli 1952 im Hotel Lindehof
– Eine Aufzeichnung des Ehrenvorsitzenden Erich Schlingmann –
Im Sommer 1952 – 17 Jahre nach dem letzten Schützenfest im Jahre 1935 – wurde im Kreise einiger Meinberger Bürger am Stammtisch im damaligen “Rose-Keller” der Wunsch nach Durchführung eines Schützenfestes geweckt. Interessierte Bürger kamen zusammen, um weitere Pläne für ein Schützenfest nach “alter Tradition” zu entwickeln.
Am o9.o7.1952 fand dann im Hotel Lindenhof die erste öffentliche Versammlung statt, wobei das Protokoll vom letzten Schützenfest im Jahre 1935 in Erinnerung gebracht wurde.
Besonders interessiert für die Schützensache zeigte sich der Wäschereibesitzer Karl Fischer, der dann auch zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde.
Zunächst wurde davon ausgegangen, das Schützenbataillon in zwei Züge ( Abteilungen ) zu gliedern, wie es früher üblich war, in junge und ältere Schützen. Schließlich kam man überein, drei Kompanien zu bilden, weil durch den Zuzug neuer Bürger die Einwohnerzahl zugenommen hatte, andererseits aber auch deshalb, um die junge und ältere Generation einander näher zu bringen. Das erste Schützenfest nach dem 2. Weltkrieg, nach Gründung unser heutigen Schützengesellschaft, fand in der Zeit vom 15. bis 17. August 1952 statt.
Seither wurden folgende Vorsitzende in die Vereinsführung gewählt:
- 1952 – 1956 Karl Fischer
- 1956 – 1970 Wilhelm Koch
- 1970 – 1979 Fritz Siek
- 1979 – 1990 Erich Schlingmann
- 1990 – 2002 Herbert Kerkhof
- 2002 – 2017 Helmut Bock
- seit 2017 Thomas Wächter
In den Jahren 1956 bis 1979 hatte der Vorsitzende auch gleichzeitig das ” militärische Kommando ” über das Schützenbataillon und als Vorsitzender / Schützenoberst wurde Wilhelm Koch im Jahre 1969 und Fritz Siek im Jahre 1979 zum “General” befördert.
Folgende Obristen hatten die militärische Führung:
- 1952 – 1956 Wilhelm Mönnich
- 1956 – 1970 Wilhelm Koch
- 1970 – 1979 Fritz Siek
- 1979 – 1994 Hugo Mönch
- 1994 – 2008 Erich Dohm
- Seit 2008 Erwin Karsunke